Arisu und der Zauber des Berges Kamui Band 2

Kapitel 1

Kapitel des zweiten Bandes! Bitte bedenkt, der Text ist noch nicht lektoriert und wird je nach Buchstatus angepasst 🙂
Jetzt halte ich euch aber nicht mehr auf! Viel Spaß beim Lesen!

Panisch fixierte ich die rotglühenden Augen, die im Dunkeln in Windeseile auf mich zu rasten. Es handelte sich eindeutig um keinen Fuchs, sondern eine dämonische Kreatur. Mein Herz setzte aus. Panisch suchte ich nach einer Waffe. Ich brauchte etwas, mit dem ich das Geschöpf auf Abstand hielte. Doch es war zu spät. Als es vor mir zum Stillstand kam, riss ich keuchend meine Augen auf.
Hatte ich mich in Akaya geirrt? Dabei schien er so freundlich. Seine Iriden hinterließen blutrote Schleier in der Finsternis. Er kniete vor mir mit aufgerissenen Augen. Suchte er meinen Tod?
»Herrin, geht es Euch nicht gut?«
Ich schreckte zusammen. Zitternd vergrub ich meine Finger im Bettlaken, unfähig meine Reaktion zu unterdrücken. Seine Stimme erklang fürsorglich, doch diese Augen riefen tausende Ängste in mir hervor. Es schnürte mir die Kehle zu. Wie gelähmt starrte ich ihn an. Akaya bemerkte es, da prompt das blutrote Leuchten erlosch. Es verbesserte die Lage nicht, denn jetzt verschwand er komplett im finsteren Höllenschlund. Wo lauerte er?
›Arisu, beweg dich!‹, spornte ich mich an.
»Fiep«, ertönte unverhofft neben mir eine vertraute Tierstimme. Ich bemerkte am Handgelenk einen warmen Atem, wie eine feuchte, leicht raue Zunge. Sie leckte zärtlich, um Vergebung bittend, meinen Handrücken.
Gelähmt von der Angst, wanderte mein Kopf langsam zum finsteren Schatten. Rubinrote Augen fixierten mein Gesicht.
»Herrin, so beruhigt Euch bitte! Bitte, fürchtet Euch nicht! Ich bin es, Akaya!«, bat der schwarze Fuchs zur Linken, seine feuchte Nase stetig gegen meine Hand stupsend.
Mein ganzer Körper zog sich zusammen. Die Muskeln schienen zu bersten und der Kopf dröhnte. Ich kam nicht gegen die Angst an und nur minimal bewegte sich mein Körper. Warum krampfte ich, bei dieser kleinen Fuchsgestalt?
Ich schloss die Augen und atmete tief durch. Die Angst verbann ich in die hinterste Ecke meines Seins.
Alles geschah in einem Wimpernschlag. Ich löste meine Hand und griff in sein weiches Fell. Kurz quietschte er auf. Ich vergewisserte mich: Er blieb bewegungsunfähig. Genau, Akaya war ein unschuldiger Fuchs. Dieses Geschöpf verletzte nicht. Im Traum starrten mich nur rote Augen an, aber das Wesen verschonte mich. Genau, er hatte nichts angestellt.
Immer mehr Ruhe kehrte in meinem Herzen ein. Der kleine Fuchs schwieg. Mutmaßte er, dass ein Wort von ihm alles zerstörte?
Ich atmete ein paar Mal ein und aus, die Tränen unterdrückend, die versuchten, sich ihren Weg aus meinen Augen zu bahnen.
›Stelle dich deiner Angst!‹
Wo versteckte sich die mutige Frau in mir? Ich saß hier, verletzte Akaya und hatte Panik. Nein, das gestattete ich mir nicht!
Mit Schwung riss ich den Fuchs an meine Brust. Seitlich fiel ich auf den Futon. Nichts geschah. Wieso verstand mein Innerstes dies nicht? Er vermochte ohne Erlaubnis in diesen Raum einzutreten. Somit trieben ihn keine feindseeligen Gedanken an. Vermutlich löste Akeno mein Trauma aus. Aber mit diesem schlief ich in vermeintlichen Träumen. Was für eine verdrehte Welt.
»Warum nur, warum?«, schimpfte ich und drückte ihn fester, tief ein- und ausatmend. Mein Herz schlug wie wild. Mein Verstand in tausend kleine Teile gebrochen, unfähig sie logisch zusammen zu setzen.
»Akaya … es tut mir leid!«
»Herrin, ich wollte Euch nicht erschrecken … «, nuschelte das Fellknäuel an meiner Brust, den Kopf zur Seite drehend, um nach Sauerstoff zu schnappen. Er beschwerte sich nicht einmal über die abgeschnürte Luft.
»Deine roten Augen … erinnern mich an meinen Alptraum, der immer wiederkehrt. Dort kommen solche rubinrot glühenden Augen vor. Sie starren mich unentwegt bei meiner Flucht an«, erklärte ich ihm mit zittriger Stimme. Mein Herz legte einen Zahn zu. Die Last lag schwer, doch ich stand in der Pflicht, ihm eine Erklärung zu liefern. Warum besaß er nur solch dämonisch leuchtenden Augen? Langsam verstand ich, wieso seine Eltern ihn so benannten.
Behutsam lockerte ich meine Arme und zog ihn hoch zum Gesicht, bis wir auf gleicher Kopfhöhe lagen. Diese Angst bekam ich bald in den Griff!
Ein leises Fiepen ertönte, bevor seine winzige Zunge eine feucht kratzige Spur auf meiner Wange hinterließ. Ich konzentrierte mich auf das Gefühl von Schmirgelpapier, bis die Gedanken dahin schweiften, wie er es als Mann versuchte. Hätte er mich dann auf die Wange geküsst? Ich errötete und mein Herz schien die Angst zu vergessen. Ein neues Gefühl schnürte meine Kehle zu. Ob er unbewusst zu diesem Mittel griff? Zumindest grübelte er, da seine kleinen roten Augen hin und her zuckten, aber nicht wagten, mich direkt anzusehen.
»Wenn es mir nur möglich wäre, Euch mehr Sicherheit zu geben, doch ich spüre, wie tief Eure Angst sitzt. Wenn Ihr es wünscht, werde ich sofort diesen Raum verlassen, damit es Euch besser geht!«
Sein Stupsnäschen zuckte im Schein seiner leuchtenden Augen. Jener Fuchs klang so verzweifelt. Es brach mir das Herz. Fast schien es ihn zu erdrücken. Wieso verletzte ich ihn nur so sehr. Ich beabsichtigte dies doch gar nicht.
»Bleib!«, befahl ich dem Tier vor mir und suchte seine Augen. Wie starrten einander an. »Das würde nichts ändern. Du bist nicht böse, obwohl es mir mein Kopf vorgaukelt. Es dauert vielleicht, aber ich bin genau deswegen hier, um meine Angst zu besiegen. Ich will dir vertrauen. Beweis mir einfach jedes Mal, dass ich alles Recht dazu habe«, verlautete ich zittrig und zog ihn an mich. Sanft schmiegte ich mein Gesicht an sein Fellbesetztes. Das Geheimnis lag in den Augen der beiden Kitsune. Ich vermutete, dies bräuchte Zeit, um es freizulegen.
»Ich werde mir Mühe geben, meine Herrin«, hauchte er und stupste meine Wange abermals mit seiner feuchten Nase an. Stetig holte es mich mehr in die Realität zurück. Hoffentlich lernte ich, mit dieser Angst umzugehen.
»Eine Frage, was hast du eigentlich gemacht?«, fragte ich nach einiger Zeit, mich von jenem Alptraum ablenkend.
»Oh … ich, also … naja … «, stotterte das Tier vor sich hin, bevor es seinen Kopf geniert wegdrehte, »ich habe gelesen. In der Höhle wusste ich nie, wie spät es ist, wodurch ich keinen Schlaf- oder Wachrhythmus besitze … und da ich Bücher liebe und lange nichts lesen konnte … , dachte ich … naja … ich … «
Verwirrt hob ich eine Augenbraue und starrte den Fuchs im Dunkeln an, mich an die vielen Bücher erinnernd: »Stimmt! Ich bin noch gar nicht dazu gekommen, sie mir genauer anzusehen. Kann es sein, dass meine Großmutter dich so unterrichtete?«
»Unter anderen tat sie dies. Aber sie hat mir viele vorenthalten. Ich gebe zu, mich an die für mich Verbotenen vergriffen zu haben. Entschuldigt, ohne zu Fragen sie zu lesen. Ich war zu wissbegierig. Verzeiht.«
Meine Mundwinkel zuckten. Untersagte Schriftstücke? Wie konnte ein Buch verboten sein, das so offen für alle rumstand? »Du darfst sie lesen. Ich habe einen Vorschlag für dich: Wie wäre es, wenn du mir dafür unter die Arme greifst? Erst nach dem Tod meiner Großmutter erfuhr ich von diesem Ort und dies vor nicht allzu langer Zeit. Du siehst, wie wenig Ahnung ich von alledem habe und dringend jemanden brauche, der mich aufklärt und unterrichtet, bis ich mir sicher bin, ob ich gehen oder bleiben will.«
Verwirrt schien er sich zu lösen und hüpfte aus meinen Armen. Ich setzte mich auf und schaltete am Handy ein Licht an, damit ich ihn endlich komplett vernahm. Der Fuchs zwinkerte immer wieder, bevor er das aussprach, was ihn bewegte: »Ob Ihr gehen oder bleiben wollt?«
Ich lächelte spärlich, mit den Fingern an der Handyhülle spielend: »Oma räumte mir zwei Monate ein. Meine Erinnerungen zurückzugewinnen, ist für mich am Wichtigsten. Erst danach befasse ich mich mit dem Rest.«
Seufzend starrte er mich im Halbdunkel mit seinen roten Augen an. War da ein ängstlicher Schimmer?
»Herrin, totschweigen ist nicht das richtige Wort. Es kennt kaum einer die Begebenheiten von damals. Auch wenn es Euch erschrecken sollte, nicht einmal ich bin mir noch sicher, was genau vorfiel. Nie wurde es geklärt. Noch heute empfinde ich große Schmach, Euch nicht beschützt zu haben. Doch schlimmer war das Gefühl des Verrats, da mein Bruder nicht die Wahrheit sprach. Er ist der einzige, der alles totschweigt. Wie oft hatte ich gehofft, dass Ihr sagtet, was geschah, doch wie ich jetzt höre, wart Ihr selbst nicht mehr dazu fähig.«
»Was ist deine Rolle an jenem Tag gewesen, weswegen man dich beschuldigte?« Ich stellte diese Frage, da ich so viel Schmerz in seiner Stimme vernahm. Vorsichtig legte ich meine Hand an einen seiner Schwänze und streichelte ihn behutsam. Akeno schien der Hauptverantwortliche zu sein und nicht dieser hier.
»Meine Erinnerungen sind verschwommen, doch griff ich meinen Bruder mit all meiner Kraft an, als ich sah, was er mit Euch tat. In mir war so viel Wut, als ich sah, welcher Gefahr er Euch aussetzte. Bis heute weiß ich nicht, ob er sich darüber bewusst gewesen war, was er tat. Zumindest kann ich nicht glauben, nein ich will es nicht glauben, dass er mit so einer Schuld hätte weiterleben können, während ich in dieser Höhle versauerte. Doch ich bitte Euch, akzeptiert, dass ich nicht weiter darüber reden möchte, bevor ich herausbekommen habe, was die ganze klare Wahrheit ist. Es ist so, dass Akeno Euch immer sehr mochte und ich nichts Falsches sagen will. Erst muss ich erfahren, was seine Absichten waren und die verschwommenen Erinnerungen richten. Ich möchte nicht ohne Anhaltspunkte über ihn urteilen, so wie sie es bei mir taten.«
Ich seufzte und streichelte ihn. Er hatte Recht damit. Akeno liebte mich abgöttisch und buhlte um meine Aufmerksamkeit.
»Fürchtest du die Wahrheit?«
»Wisst Ihr, wir waren nie wie normale Zwillinge. Es gab kein Band zwischen uns und auch das Vertrauen zueinander fehlte. Mein Herz zerreißt es, dass er so leichtfertig alles verschwieg und nichts gegen meine Einsperrung unternahm. So lange Akeno nicht den Mund öffnet oder Ihr Eure Erinnerungen zurückerlangt, werde ich nie erfahren, wer Euren Tod wünschte. Warum bestrafte er mich für seine Taten – «, schluckte der kleine Fuchs und schien sich, wie ein totes Tier, komplett zu versteifen. Nie hatte ich Geschwister und doch erahnte ich seine Last.
»Töten?«, fragte ich verstört und riss die Augen weit auf. »Wie meinst du das? Ich habe nur dünne Narben von kleinen Krallen an meiner Hand.«
»Ja, ermorden«, hauchte er, den Kopf hängen lassend. Er weigerte sich, mir es genau zu erklären. Ich träumte doch stets von der Verfolgung. Ob mein Traum überhaupt der Wahrheit entsprach oder sich veränderte, um jenes zu vertuschen? Verschwamm die Realität in meinen Träumen, wie der Psychiater vermutete? Angst breite seine Flügel in mir über ebendiese Erkenntnis aus.
»Wahrscheinlich wird es derjenige ein weiteres Mal versuchen.«
Mein Kopf zuckte hoch, bevor ich den Kleinen auf den Schoß zerrte und ihn an mich presste. »Man versuchte es letztens. Verflucht, warum sagt Akeno nichts. Dabei könnte er Licht ins Dunkel bringen. Er ist so verkorkst wie wir, denn er scheint höllische Angst davor zu haben, als Monster bezeichne zu werden. Wenn ich nur wüsste, was in seinem Kopf abgeht.«
»Wir werden Akeno nur vertrauen können, dass er den Mund aufmacht, bevor es zu spät ist. Hat er Euch vor dem Tod beschützt?«
»Das hat er mit aller Kraft.«
Er nickte und schmiegte sich an mich. Mir blieb nichts anderes übrig, als an das Gute in Akeno zu glauben. »Es wäre besser, wenn ich ihn nicht aus den Augen lasse. Dabei wollte ich mit ihm in die Stadt. Nur wie ich vernommen habe, kann er nicht von hier fort.«
»Hat er dies behauptet?«, fragte Akaya entrüstet und verdrehte seine Augen.
»Ähm … ja?«, zog ich eine verwirrte Grimasse und beobachtete, wie der nachtschwarze Fuchs genervt den Kopf schüttelte.
»Entweder war er damals unwissend oder dumm. Im Bücherregal findet Ihr ein Buch über Bannungen. Wie Ihr Euch bestimmt denkt, brauchte Eure Großmutter meinen Bruder zum Jagen und fangen der Wesen. Dies bedeutet im übertragenen Sinne, dass sie ihn auf ihre Reisen mitnahm. Somit ist er nicht an diesen Ort, sondern an einen Gegenstand gebunden. Stellt es Euch wie eine unsichtbare Leine vor«, erklärte er mir detailliert. Er verlagerte sein Gewicht auf die Hinterläufe und streckte seinen Körper zu mir hoch, um mit seiner Pfote die Halskette zu berühren. »Wahrscheinlich ist dieses Amulett der bannende Stein, der ihn bindet. Somit bleibt ihm nichts anderes übrig, als Euch zu folgen, wenn Ihr diese Kette bei Euch tragt.«
Verdutzt stierte ich zur Kette, von der sich der Fuchs löste: »Interessant. Wahrscheinlich bemerkte er es schon, als ich sie in diesem Zimmer fand. Es ist vielleicht unangenehm für ihn, an diesen Stein gebunden zu sein. Somit wäre er mein Hündchen. Hoffentlich versüße ich die Situation, indem ich ihm ein paar Anziehsachen kaufe. Meinst du, du kommst alleine zurecht? Du bist nicht an den Stein gebunden, oder?«
»Dürfte ich, sofern es etwas Essbares gibt«, scherzte er. War er wieder abgemagert? Verbrauchte er durch die Verwandlungen massenhaft Energie?
Ich lachte dezent und nickte: »Keine Sorge, Akeno hat es mit dem Einkauf übertrieben. Bediene dich ruhig. Des Weiteren kann ich dir gerne Sandwiches machen, wenn du möchtest.«
»Vielen Dank, Herrin. Es ist erfrischend, nicht wie all die Jahre nur Reis zu essen. Ich danke Euch!«, sprach er, bevor er zur Salzsäule erstarrte und nur seine Ohren zuckten. Sein Blick schnellte zur Tür zum Vorgarten. »Gut, dass der Raum versiegelt ist und keiner uns hört. Da draußen steht jemand.«
»Wirklich?«, fragte ich verblüfft und erhob mich geschwind mit Akaya auf dem Arm. Ich suchte eilig ein Versteck und fand eine Ecke, mit dem Körbchen vom Picknick. In Windeseile stürmte ich dorthin und half ihm, hinein zu schlüpfen.
»Bleib hier, ich sehe nach!«
»In Ordnung, passt auf Euch auf!«
Nickend schloss ich den Korb und eilte zur Tür, bereit, dem Feind ins Auge zu sehen.

Wie hat euch das Kapitel gefallen? Lasst gerne euer Feedback da 🙂

Leave a Comment